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Münster (upm/anb).
Das Leitbild soll das Studium und die Lehre an der Universität Münster nachhaltig verändern.<address>© Uni MS - Peter Leßmann</address>
Das Leitbild soll das Studium und die Lehre an der Universität Münster nachhaltig verändern.
© Uni MS - Peter Leßmann

Lernen und Lehren neu aufgestellt

Vier Gastautoren schildern die Bedeutung des neuen Leitbilds Studium und Lehre

Der Senat der Universität Münster hat am 6. Dezember das Leitbild Studium und Lehre verabschiedet. Angeführt von Prof. Dr. Ulrike Weyland, Prorektorin für Studium und Lehre, kamen Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Interessensgruppen in einem mehrmonatigen Prozess zusammen, um das Leitbild zu erarbeiten. Das Ergebnis ist ein Papier, das das Selbstverständnis der Universität Münster als Lehr- wie auch Lernort wiedergibt und der Hochschulgemeinschaft die Möglichkeit bietet, das Miteinander in Studium und Lehre auszugestalten. Vier Personen, die an der Erarbeitung beteiligt waren, schildern in kurzen Gastbeiträgen, was das Leitbild für sie bedeutet und welche Wirkung es an der Universität Münster entfalten kann.

Gabriel Dutilleux (ehemaliger AStA-Vorsitzender):

Gabriel Dutilleux war seinerzeit als AStA-Vorsitzender an der Erarbeitung des Leitbilds beteiligt.<address>© privat</address>
Gabriel Dutilleux war seinerzeit als AStA-Vorsitzender an der Erarbeitung des Leitbilds beteiligt.
© privat
Im Leitbild Studium und Lehre stellen wir als Universität Münster klar, dass Lehre vor allem dem kritisch-wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn und der Persönlichkeitsentwicklung, aber auch der Berufsvorbereitung dient. Damit unterstreichen wir, dass beide als gleichwertige Ziele verstanden werden. Ebenfalls wichtig ist, dass unser Wirken nicht an den Mauern der Universität aufhört. Die Gesellschaft um uns herum beeinflusst Studium und Lehre. Wir haben eine Verantwortung, uns für eine wissenschaftsbasierte Debatte einzusetzen und dafür zu sorgen, Erkenntnisse für eine breite Öffentlichkeit verständlich zu machen.

Leider sieht der Studienalltag nicht immer so aus wie im Leitbild gewünscht. Noch immer beherrschen Leistungsdruck, Zeitnot und Ausrichtung auf Berufsmöglichkeiten statt ganzheitlicher Bildung das Lernen. Das Leitbild Studium und Lehre soll Studierenden wie Lehrenden als Grundlage und Modell für die permanent nötige Weiterentwicklung und Evaluation von Studium und Lehre an unserer Universität dienen.

Eva Mundanjohl (Dezernentin für akademische und studentische Angelegenheiten):

Eva Mundanjohl verantwortet als Dezernentin die Bereiche akademische und studentische Angelegenheiten an der Universität Münster.<address>© Uni MS - Peter Leßmann</address>
Eva Mundanjohl verantwortet als Dezernentin die Bereiche akademische und studentische Angelegenheiten an der Universität Münster.
© Uni MS - Peter Leßmann
Das Leitbild ist für mich ein Grundpfeiler für unser gemeinsames Handeln in Studium und Lehre. Es benennt Rahmenbedingungen, aber auch konkrete Anforderungen, die sich nicht zuletzt in den Curricula aller Studiengänge widerspiegeln müssen. Aber auch darüber hinaus: Es ist ein Leitbild nicht nur für die Lehre, sondern für Lehre und Studium, obwohl es oft verkürzt als „Leitbild Lehre“ bezeichnet wird.

Das Leitbild drückt für mich aus: Wir alle – egal ob Studierende, Lehrende oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verwaltung und Technik – tragen gemeinsam Verantwortung für das Gelingen von Lehre und Studium. Zugleich drückt das Leitbild auch aus, wie wir arbeiten wollen: Die Universität Münster ist eine weltoffene, vielfältige Universität, innerhalb derer wir Studium und Lehre gemeinsam gestalten können.

Isabell Mösler (Gruppensprecherin der studentischen Senatoren und stellvertretende Senatsvorsitzende):

Isabell Mösler ist studentische Senatorin.<address>© privat</address>
Isabell Mösler ist studentische Senatorin.
© privat
Studierende und Professoren unserer Universität haben in kürzester Zeit ein gemeinsames Leitbild für Studium und Lehre entwickelt. Unabhängig von Vorgaben entwickelten wir unsere eigenen Ideen, um zu untersuchen, welche Aspekte des universitären Lebens uns wichtig sind. Im Fokus stand die Zusammenarbeit, sei es unter den Fachbereichen oder zwischen den Studierenden und Professoren. Ein kontinuierlicher Austausch und das wechselseitige Lernen waren dabei essenziell. Bereits jetzt zeigt sich dieser Tatendrang durch die Wiedereinführung des „Tags der Lehre“.

Unsere Sensibilität für Veränderungen in Umgebung und Gesellschaft prägt unser Streben nach ständiger Weiterentwicklung. Lehr- und Lernkonzepte sollen kontinuierlich reflektiert und verbessert werden, um den Herausforderungen gerecht zu werden. Wir hoffen, dass die Universität die Ideen nicht nur als Formalität betrachtet. Sie sollen als Orientierung in den Lehrplan integriert werden. So wird das Leitbild unter anderem für die Systemakkreditierung genutzt. Unser Konzept einer kooperativen und dynamischen Universität, die sich aktiv den Veränderungen stellt, soll lebendige Realität in unserem Alltag werden.

Prof. Dr. Bernhard Marschall (Studiendekan Medizinische Fakultät):

Prof. Dr. Bernd Marschall ist Studiendekan am Fachbereich Medizin.<address>© UKM</address>
Prof. Dr. Bernd Marschall ist Studiendekan am Fachbereich Medizin.
© UKM
Der Entstehungsprozess des (neuen) Leitbildes der Universität hat mich fasziniert und beeindruckt. Ausgehend von einem Humboldt’schen Bildungsideal, beim dem die Entwicklung von Persönlichkeit(-en) im Mittelpunkt steht, begann eine Wertediskussion, die nicht nur die Größe, sondern auch die Vielfalt, Offenheit und Freiheit unserer Universität zum Vorschein brachte. Im Ergebnis liegt ein Bündel hehrer Ziele, Ambitionen und Ideale auf dem Tisch. Sind diese noch real? Haben sie noch eine Daseinsberechtigung in unserer komplexen Alltagswelt, die allzu oft ganz anderen Prämissen zu folgen scheint?

(Frei) Nach Carl Schurz: „Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber wir können unseren Kurs danach bestimmen.“ Und wann wäre eine solche Kurs-, eine solche Richtungsbestimmung nicht wertvoller als in einer Zeit, in der die Ziele nicht mehr so klar und offensichtlich zu sein scheinen? Ich mag das Bild unserer Universität als eine bunte Gemeinschaft Reisender, die einem gemeinsamen (Werte-)Kompass folgen und zusammen zu neuen Horizonten aufbrechen.

 

Dieser Artikel stammt aus der Unizeitung wissen|leben Nr. 8, 13. Dezember 2023.

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