Leitbild Studium und Lehre der Universität Münster

© Uni MS - Peter Grewer

Die Universität Münster ist eine der größten Hochschulen in Deutschland. Unsere 15 Fachbereiche bieten zusammen mit den fachbereichsübergreifenden Einrichtungen über 270 Studiengänge und weitere Möglichkeiten der wissenschaftlichen Weiterbildung an, die von Studierenden und Lehrenden aus Deutschland sowie der ganzen Welt lebendig ausgestaltet werden. 

Wer hier studiert, forscht und lehrt oder eine berufliche Tätigkeit beginnt, wird Teil einer weltoffenen Universitätsgemeinschaft, die sich für die Qualität von Studium und Lehre engagiert. Unser Anspruch ist ein exzellentes Bildungsangebot an der Universität Münster. Das Leitbild Studium und Lehre beschreibt hierzu unser institutionelles Selbstverständnis und soll uns Orientierung bieten.

Universität als Raum wissenschaftlicher Interaktion

Wir − die Mitglieder und Angehörigen der Universität Münster − verstehen unsere Universität als sozialen Raum, in dem wir studieren, arbeiten, uns austauschen und kooperieren, um zu lernen und zu forschen. Uns eint wissenschaftliche Neugier, das Interesse am akademischen Diskurs sowie der Auftrag, wissenschaftsbasierte Erkenntnisse in vielfältige Kontexte zu transferieren.

Das Zusammenspiel von Forschung, Lehre und Transfer fordert uns immer wieder aufs Neue heraus, Methoden und Erkenntnisse auf ihre Gültigkeit hin zu überprüfen und Neues zu ergründen. Für die Bearbeitung unserer Fragen berücksichtigen wir wissenschaftliche Perspektivenvielfalt und interdisziplinäre Ansätze. Wir lassen uns kritisch und ergebnisoffen auf unterschiedliche Perspektiven ein und handeln nach den Prinzipien der akademischen Gemeinschaft: Erkennen und Verstehen, regelgeleitete Analyse, kritisches Denken sowie klare und präzise Kommunikation wissenschaftlicher Überlegungen. Unsere Fachbereiche, akademischen Einrich­tungen und Forschungsverbünde sind für uns lebendige Orte wissenschaftlicher Interaktion, die vielfältige Lehr- und Lernprozesse eröffnen.

Weil Erkennen und Verstehen, Wissen und Denken in einer global vernetzten akademischen Gemeinschaft geschieht, suchen wir auch in Studium und Lehre den internationalen Austausch und fördern Mobilität. Wir wertschätzen die Vielfalt von Herkunft und Nationalitäten und fördern eine friedvolle Verständigung zwischen sozialen, kulturellen, religiösen und ethnischen Gemeinschaften an unserer Hochschule. Auf diese Weise wird unsere Universität zu einem Ort des gemeinsamen, Grenzen überwindenden Lernens, wo neues Wissen entsteht.

Handlungsorientierung in einer sich permanent verändernden Welt

Wir alle nehmen die sich dynamisch verändernde Welt, die Überschreitung der planetaren Grenzen, Hunger, Gewalt, Leid und Ungerechtigkeit wahr und sehen es als unsere Aufgabe an, die grundlegenden Gegebenheiten wie die multiplen Veränderungen, die sich sowohl für das Individuum, Gesellschaft und Umwelt als auch für Forschung und Lehre ergeben, wissenschaftlich zu reflektieren. Angesichts der beschriebenen Herausforderungen ist der Aufbau transformativer Handlungskompetenz ein wichtiges Ziel. Hierzu sind der Erwerb von Wissen, die kritische Analyse der komplexen Realitäten und die erfahrungsorientierte Auseinandersetzung mit diesen notwendig.

Wir erkennen zudem, dass infolge der fundamentalen Krisen Verunsicherung, Oberflächlichkeit und Polarisierung zunehmen. Gegen Desinformation und Wissenschafts­feindlichkeit setzen wir empathische, multiperspektivische Diskurse und bringen sowohl Sachinformationen als auch Lösungsansätze wie Modell- und Theoriealternativen verständlich ins Gespräch ein. Wir sehen Studium und Lehre als Orte, an denen wir gemeinsam die dazu notwendigen Kompetenzen entwickeln.

Kooperative Verantwortung für akademische Lehr-Lern-Prozesse

Für das Gelingen von Studium und Lehre, für vielfältige Kompetenz­entwicklung und Bildung übernehmen wir – als Mitglieder und Angehörige der Universität – gemeinsam und kooperativ Verantwortung. Wir begreifen unsere Zeit an der Universität als Chance, um die eigene Bildungsbiografie aktiv zu gestalten. Dabei berücksichtigen wir, dass mit Studium und Lehre unterschiedliche Motivationen und Zielvorstellungen verknüpft sind. Wir reflektieren unsere Motive und legen unser individuelles Erkenntnisinteresse offen.

Wir verstehen Studium und Lehre als Orte, an denen die Deutung und die verständliche Kommunikation komplexer Sachverhalte besondere Beachtung finden. Indem wir Wissens- und Erfahrungsunterschiede produktiv nutzen und wechselseitig unsere Fragen aufnehmen, schaffen wir ein offenes, inklusives und inspirierendes Miteinander. Wir sehen Vielfalt und Gleichstellung als Gewinn und Diversität als Chance für exzellente Bildung und Innovation.

In zukunftsorientierten Lehr-Lern-Konzepten bringen wir die verschiedenen Zieldimensionen eines Studiums − Persönlichkeitsentwicklung, wissenschaftliche (z. T. auch künstlerische) Befähigung, berufliche Qualifizierung und verantwortungsvolle gesellschaftliche Teilhabe − in ein produktives Miteinander. Wir reflektieren und entwickeln dazu die Qualität und Attraktivität unserer Studiengänge gemeinsam und ziehen sowohl interne und externe Expertise als auch unsere Absolventinnen und Absolventen hinzu. Wir bilden zusammen ein unterstützendes Netzwerk – auch über die Studien- und Lehrzeit hinaus.

Bedeutung für unser Handeln

Auf Basis dieses institutionellen Selbstverständnisses entwickeln und gestalten wir gemeinsam Studium und Lehre an der Universität Münster, wobei wir uns − je nach Fähigkeit und Zuständigkeit − insbesondere für folgende Handlungsbereiche kooperativ einsetzen:

  • Handlungsbereich A: Wir ermöglichen individuelle Bildungsbiografien

    Wir verstehen das Lernen an der Universität als intrinsisch motivierte, selbstständige Tätigkeit und betrachten es als Aufgabe der Universität, hierfür Möglichkeiten zu schaffen. Um Lernen und Entwicklung zu unterstützen und Potenziale zu fördern, eröffnen wir vielfältige Lehr-Lern-Wege.

    Damit individuelle Profilbildung möglich wird und besondere Begabungen gefördert werden, achten wir auf flexible Studienstrukturen, die eine Vielfalt von Bildungs- und Karrierewegen der Studierenden unterstützen und selbstgesteuertes Lernen ermöglichen. Prüfungen verstehen wir als Gelegenheiten, individuelle Kompetenz zu zeigen und Kompetenzentwicklung zu reflektieren.

    Wir unterstützen unsere Studierenden sowohl durch fachspezifische als auch durch überfachliche Beratung. Mit innovativen Konzepten zur wissenschaftlichen Weiterbildung fördern und ermöglichen wir zugleich lebensbegleitendes und intergenerationelles Lernen.

  • Handlungsbereich B: Wir eröffnen Räume für wissenschaftlichen Diskurs

    Die Verbindung von Forschung und Lehre ist wesentlicher Kern unseres Selbstverständnisses. Dazu fördern wir wissenschaftliche Neugier und entwickeln die Idee des Forschenden Lernens weiter, indem wir Studierende frühzeitig mit Forschung in Kontakt bringen und motivieren, eigene Fragen zu entfalten und Möglichkeiten der Beantwortung zu explorieren.

    Zur Klärung unserer Fragen nutzen wir die Bandbreite der Fächer unserer Universität und gestalten interdisziplinäre Lehr-Lern-Räume. Wechselseitig stärken wir uns, kritisches Denken und analytische Fähigkeiten zu entwickeln, geeignete wissenschaftliche Methoden anzuwenden, um Fragen oder Probleme zu lösen und neue Erkenntnisse zu generieren. Wir üben uns in präziser Kommunikation und im offenen wissenschaftlichen Diskurs.

    In unseren Lehr-Lern-Prozessen berücksichtigen wir Aspekte der Internationalität und Interkulturalität. Wir eröffnen Räume für internationalen Austausch und schaffen Gelegenheiten für interkulturelle Diskurse. Wir fördern den Ausbau eines mehrsprachigen und internationalen Studienangebots sowie Mobilität im europäischen Hochschulraum und darüber hinaus.

  • Handlungsbereich C: Wir pflegen ein respektvolles, inklusives Miteinander

    Soziale Eingebundenheit, primäre Originalerfahrungen und direkter Kontakt sind uns wichtig – wir profilieren unsere Hochschule darum als Präsenzuniversität. Wir begegnen uns mit Respekt und sind offen für unterschiedliche Lernvoraussetzungen und (Bildungs-)biografien. Insbesondere unterstützen wir neue Mitglieder und Angehörige der Universität bei der Orientierung in Studium und Lehre, indem wir sowohl Ziele und Anforderungen als auch Studienstrukturen, Inhalte und Methoden transparent machen und begründen. Studentischen Austausch und Kontakt gilt es hierbei besonders zu fördern.

    Didaktisch reflektiert ergänzen wir unsere Begegnung in Präsenz um digitale und hybride Lehr-Lern-Räume. Um die Teilhabe aller Mitarbeitenden und Angehörigen unserer Hochschule zu ermöglichen, gestalten wir Orte und Wege der Universität Münster – egal ob physisch, virtuell oder hybrid – inklusiv und barrierefrei. Wir erörtern gemein­sam, wie produktive Lehr-Lern-Räume auszugestalten sind, und leiten daraus Konsequenzen für die Entwicklung unserer Universität ab.

  • Handlungsbereich D: Wir übernehmen gesellschaftliche Verantwortung

    Die freie Auseinandersetzung mit den aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen der Zeit in regionalem, nationalem und internationalem Kontext sowie die Entwicklung transformativer Handlungskompetenz sind uns ein besonderes Anliegen. Wir bringen daher aktuelle Themen, Probleme und Lösungsmöglichkeiten aktiv ins Lehr-Lern-Geschehen ein und geben ihrer Bearbeitung, Diskussion und Reflexion ausreichend Raum. Parallel fördern wir Weiterbildungs- und Vernetzungsangebote zu zentralen Themenfeldern wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung etc. und ermöglichen gezielte Qualifikation.

    Wir bringen Theorie und Praxis in ein dynamisches und produktives Miteinander. Gemeinsam üben wir verständliche Kommunikation und den Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in verschiedenen Praxisfeldern. Dabei nutzen und pflegen wir Kooperationen mit Praxispartnerinnen und -partnern innerhalb und außerhalb unserer Universität. Wir ergründen potentielle berufliche, gesellschaftliche und soziale Handlungsfelder von Studierenden und leiten daraus Konsequenzen für die inhaltliche und didaktische Ausgestaltung unserer Studiengänge ab.

  • Handlungsbereich E: Wir reflektieren und entwickeln unser Handeln

    Als lernende Organisation reflektieren wir die Qualität von Studium und Lehre systematisch. Wir wählen dazu aufeinander abgestimmte Verfahren, ziehen externe Expertise hinzu und evaluieren unsere Praxis. Im Austausch zwischen allen Personengruppen, die an Studium und Lehre beteiligt sind, nutzen wir diese Erkenntnisquellen, um gemeinsam kohärente zukunfts­orientierte Studiengangskonzepte zu entwickeln.

    Wir schaffen Raum für die Professionalisierung der Lehre. Dabei beziehen wir Erkenntnisse aus der Hochschulforschung und Hochschul(fach)didaktik in die kritische Refle­xion unserer Lehr-Lern-Praxis ein und öffnen uns für die Beforschung der eigenen Lehr-Lern-Prozesse.

    Wir entwickeln unsere Studienqualität kontinuierlich weiter, indem wir innovative Konzepte und Praktiken in Studium und Lehre erkennen, sichtbar machen und auf allen Ebenen fördern.

Am 06.12.2023 hat der Senat der Universität Münster das Leitbild beschlossen. Wir orientieren uns an den hier beschriebenen Grundsätzen und reflektieren ihre Bedeutung fortlaufend, um dem zentra­len Stellenwert von Studium und Lehre an der Universität Münster immer wieder neu gerecht zu werden.